19. März (78)↗

Schon oft wurde angesprochen, dass Groll das Mittel ist, die Sicht auf die Erlösung zu versperren. Groll ist jede Verurteilung, also jeder Angriffsgedanke, unabhängig davon ob ich angreife oder glaube, angegriffen zu werden. Die Intensität des Grolls ist unerheblich, sie reicht vom kleinsten Unmut bis zum abgrundtiefen Hass.

Jenseits der Mauer des Grolls wartet die Erlösung auf mich. Den Groll habe ich gemacht, auch wenn ich glaube, dass ein anderer die Schuld daran hat, indem er mir "berechtigte" Gründe für den Groll geliefert hat. Berechtigt oder nicht berechtigt - ist es nicht alleine meine Angelegenheit, ob ich daraus Groll mache oder nicht? Habe ich nicht schon Situationen erlebt, wo nach "objektiven Maßstäben" durchaus Groll angebracht erschien, aber ich überhaupt keinen Groll empfunden habe?

Daher will ich heute diese Mauer des Grolls niederlegen und auf das schauen, was dahinter liegt. Dies ist keine Verdrängung, sondern die einfache Entscheidung, dass ich heute nicht auf den Groll schauen will, sondern meinen Anspruch auf das Wunder einfordere, welches den Groll ersetzt - wenn ich ihn nicht mehr will und daher niederlege.

Das passiert in einer sehr praktischen Übung. Ich will dabei nicht vergessen, dass es sich um eine Übung handelt. Jeglicher Perfektionismus und jegliche Erwartung in dieser Richtung sind unangebracht, denn sonst bräuchte ich ja gar keine Übung. Gegenstand der Übung ist ein Mensch, den ich bisher als Zielscheibe für meinen Groll benutze. Da muss ich nicht lange suchen, denn nach kurzem Nachdenken, wenn ich die "geeigneten Kandidaten" Revue passieren lasse, fällt mir die richtige Person ein.

Zunächst schaue ich mir an, wodurch mich dieser Mensch verletzt hat, was ich an ihm nicht mag, was also überhaupt meinen Groll auslöst. Es geht also keinesfalls um Verdrängung, sondern um genaues Hinschauen. Das kann emotional sehr aufwühlend sein, aber es geht um Ehrlichkeit mir selbst gegenüber, nicht um Schönfärberei. Nun kommt der entscheidende Schritt: ich bitte IHN, mich diesen Menschen anders und im Licht der Vergebung sehen zu lassen. Das Niederlegen des Grolls ist also keine Bewertung dessen, was ich mir vorher angeschaut habe, denn für eine solche Bewertung fehlt mir jeglicher Maßstab. Es ist eine Bitte, nichts weiter. Das wird mir sicherlich schwerfallen, je nachdem, wen ich mir ausgesucht habe. Aber ich weiß mit Sicherheit, dass der Groll in den verschiedenen Formen, die ich mir angeschaut habe, mich nicht glücklich macht, selbst wenn der Groll berechtigt erscheint. Also bitte ich einfach um eine andere Sichtweise. Dann bin ich still - ich will nichts selbst hinzufügen, sondern auf meinen Erlöser schauen.

Das ist das Ziel meiner heutigen Übung: ich will mir meinen Erlöser zeigen lassen. Denn so wird der Groll durch Wunder ersetzt.