08. Mai (128)↗

"[...] Wertgewissheit kann nicht in Wertlosigkeit gefunden werden" (4.5). Dieser Satz aus der heutigen Lektion leuchtet unmittelbar ein. Warum suche ich dann etwas in der Welt, das sie mir niemals bieten kann? Weil ich davon überzeugt bin, dass diese Welt einen Zweck und daher einen Wert für mich hat!

Was ist mit den schönen Dingen in der Welt, die mich glücklich machen? Sie sollen keinen Wert haben? In der Tat, genau so ist es! Denn mein Glück hat nichts mit der Welt zu tun, ich binde es nur an die scheinbaren Geschehnisse und Ereignisse. Das ist der Zweck, den ich der Welt gegeben habe, denn ich sehe nur den Sinn und Zweck, den ich sehen will. Es sind "Körpergedanken", die meine Wertschätzung der Dinge in der Welt ausmachen, denn es geht immer um meine Identifikation mit dem Körper, um sein Wohlergehen, seine Gesundheit, seine Schönheit, sein "langes Leben". Die Welt soll alles das gewährleisten.

Ich bin aber kein Körper. So binde ich mich mit Ketten an die Welt und mache mich abhängig von ihrer Vergänglichkeit. Nichts in der Welt ist von Dauer, alles "Glück" wird unweigerlich irgend wann enden. Meine Wertschätzung verhindert mein Glück, meinen Frieden und meine Freude. Die Welt an sich hat keinen Wert, sie ist wertlos. Warum will ich also in der Wertlosigkeit nach Wertgewissheit suchen?

Wertlosigkeit bedeutet nicht, die Welt abzulehnen oder gar zu verdammen. Es ist keine Weltflucht und erfordert weder Askese noch Entsagung. Denn damit gebe ich der Welt einen negativen Wert und sehe immer noch nicht, dass sie keinen Wert hat. Sie hat einfach mit meinem Glück, meiner Freude und meinem Frieden nichts zu tun.

Darum gebe ich heute dreimal zehn Minuten, um die Ketten meiner Wertschätzung von der Welt zu lösen. Das bezieht sich auf jede Wertschätzung, also auch die "schönen Dinge". Ich mache meinen Geist frei. "Mache nur seine Flügel frei, und er wird mit Unbeirrbarkeit und Freude dahinfliegen, um sich mit seinem heiligen Zweck zu verbinden" (6.4). Ich lasse der Welt den Zweck geben, den ER ihr gibt, denn ER gibt auch den Illusionen, die ich gemacht habe, SEINEN EINEN Zweck: "Vergiss nicht, dass die Heilung des GOTTESSOHNES das einzige ist, wozu die Welt dient. Das ist der einzige Zweck, den der HEILIGE GEIST in ihr sieht, und somit der einzige, den sie hat. Solange du die Heilung des SOHNES nicht als das einzige ansiehst, von dem du möchtest, dass es durch die Welt, die Zeit und alle Erscheinungen vollbracht werde, wirst du weder den VATER noch dich selbst erkennen. Denn du wirst die Welt für das verwenden, was nicht ihr Zweck ist, und wirst ihren Gesetzen der Gewalt sowie des Todes nicht entrin­nen." (T-24.VI.4).

Und immer dann, wenn ich einen anderen Zweck in der Welt sehe und einer Erscheinung einen Wert beimesse, den sie nicht hat, will ich mich daran erinnern, dass die Welt, die ich sehe, nichts birgt, was ich will. Ich will mich davon nicht aufhalten lassen.