15. Mai (135)↗

"Ein geheilter Geist plant nicht" (11:1). Planung bedeutet, Kontrolle über die Zukunft auf der Basis von Erfahrungen der Vergangenheit zu erlangen. Es ist die Antwort auf eine zukünftige Bedrohung. Das fängt schon mit so banalen Planungen wie das Erstellen einer Einkaufsliste an. Ich plane der Einkauf im Supermarkt, damit ich "morgen" etwas zu essen habe. Denn sonst müsste ich hungern, das ist die Bedrohung. Ich könnte etwas vergessen, darum schreibe ich eine Einkaufsliste, denn die zukünftige Bedrohung besteht darin, dass ein kommendes Bedürfnis des Körpers nicht befriedigt wird.

Wahrgenommene Bedrohungen führen zur Verteidigung. Verteidigung setzt den Glauben voraus, dass die Bedrohung wirklich ist. "Und hierin liegt die Torheit der Abwehr: [..] Sie häuft Illusionen über Illusionen und macht Berichtigung so doppelt schwierig" (1:2-3). Durch die Notwendigkeit, die ich in der Verteidigung sehe, mache ich den Angriff wirklich. Das mag noch verständlich erscheinen, aber auch das Planen ist eine Form von Abwehr, Planungen und Verteidigung sind ein und dasselbe. Habe ich das Bedürfnis, mein Zimmer aufzuräumen, ist das eine Form von Verteidigung!

Darum plant ein geheilter Geist nicht. Seine "Abwehr" liegt in der Wehrlosigkeit und ist das Vertrauen in IHN. Der geheilte Geist "[...] führt die Pläne aus, die er empfängt, in­dem er auf die WEISHEIT hört, die nicht die seine ist. Er wartet, bis er unter­wiesen wird, was er tun soll, und geht dann hin und tut es. Er verlässt sich in nichts auf sich selbst außer auf seine Eignung, die Pläne zu erfüllen, die ihm zugewiesen wurden. [..] Ein geheilter Geist ist von der Überzeugung befreit, dass er planen muss, obschon er nicht wissen kann, welches das beste Resultat ist, durch welche Mittel es erreicht wird, noch wie er das Problem erkennen kann, zu dessen Lösung der Plan aufgestellt ist" (11-12).

"Ein geheilter Geist plant nicht" ist jedoch nicht in dem Sinne zu verstehen, dass ein ungeheilter Geist jegliche Planung und Verteidigung vermeiden sollte! Das wäre kaum praktisch. Ein Kurs in Wundern in kein Kurs in Verhalten, sondern ein Kurs im Denken. Er zeigt die Denkmuster auf, die meinem Verhalten zugrunde liegen, und lehrt mich, das Denken zu ändern, damit es der WAHRHEIT nicht mehr im Wege steht. Der Kurs ist keine willkommene Entschuldigung für fehlende Planung!

Zweimal will ich eine Viertelstunde geben, um heute einen großen Schritt zu machen auf das Ziel hin. Der Kurs nennt es in der Lektion meine Osterzeit. Zunächst mache ich mir klar, dass meine Verteidigung und Planung den Angriff auf mich wirklich machen. Meine Stärke liegt jedoch in der Wehrlosigkeit, daher bin ich bereit zu lernen, was meine Abwehr verbirgt. Dann ruhe ich aus von all dem Planen und den Gedanken, die die Wahrheit am Eintreten in meinen Geist verhindern. Ich will empfangen, statt zu planen, ich will geben, anstatt zu organisieren. Kommen tagsüber törichte Gedanken der Abwehr auf, will ich mich daran erinnern, dass ich keine Abwehr gegen meine Wirklichkeit brauche.