Ich soll was?!

Von Robert Perry, übersetzt von Ute Abele

Oft habe ich von Schülern den Einwand gehört, dass Tätigkeiten in der Welt als Ausdruck des Planes des Heiligen Geistes oder der Versuch, die Welt zu retten, der Lehre des Kurses über die illusionäre Natur der Welt widersprächen. Wer wirklich die tiefsten Tiefen des Kurses erfasse, sagen sie, würde zu dem Schluss kommen, dass all das unnötig sei. Wenn ich solche Behauptungen höre, frage ich mich gewöhnlich, wie sie es sich erklären, dass Jesus Helen Schucman anwies, den Kurs aufzuschreiben, was ja schließlich ein weltliches Verhalten darstellt. Um näher zu erläutern, was ich meine, habe ich mir das folgende humoristische Gespräch zwischen Jesus und Helen ausgedacht, das an jenem Abend stattfindet als er sie erstmals bittet, den Kurs aufzuschreiben. So könnte Helen geantwortet haben, hätte sie „wirklich die tiefsten Tiefe des Kurses erfasst“.

Jesus: Dies ist ein Kurs in Wundern. Bitte schreibe mit.

Helen: Mitschreiben? Meinst Du mit Papier und Stift? Es tut mir leid, aber das kann ich nicht tun. Diese Dinge sind Illusion. Wenn ich täte, was Du sagst, würde ich damit anerkennen, dass Stifte und Papier wirklich sind. Ich würde damit die Welt selbst wirklich machen.

Jesus: Du benutzt Papier und Stift doch die ganze Zeit. Was ist denn jetzt daran auf einmal so anrüchig?

Helen: Es ist etwas anderes, diese Dinge zu benutzen, da ein göttliches Wesen mich darum bat. Das würde heißen, dass das Göttliche ein Gewahrsein von Stiften und Papier hat und sich mit physischen Formen befasst, und das wiederum würde bedeuten, dass die Welt wirklich ist.

Jesus: Aber dies ist die Rolle, die ich dir zugedacht habe. Dies ist deine Aufgabe bei der Rettung der Welt.

Helen: Wie könnte es meine Aufgabe sein, einen illusionären Stift zu benutzen? Ich fürchte, Du irrst Dich gewaltig. Meine Aufgabe ist es lediglich, in der Abgeschiedenheit meines Geistes Vergebung zu üben, wo auch immer ich mich befinde. Und wenn Du nun so freundlich wärst, mich zu lassen, würde ich gerne damit fortfahren.

Jesus: Aber die Rolle, die ich für dich gewählt habe, ist sehr wichtig. In dieser Welt gibt es wenige, die Gott ein Geschenk machen dürfen, wie du es tun wirst.

Helen: Das hört sich aber nun wirklich wie die Stimme der Besonderheit an, die mir irgendeine wichtige Rolle verspricht. Wenn Du wirklich Jesus wärst, würdest Du mir dann solche zuckersüßen Versprechungen machen, so überaus speziell zu sein?

Jesus: Die Menschen brauchen dieses Buch. Schau dich doch in der Welt um und sieh dir das Leid an. Ist dein Herz nicht gewillt, deinen ermüdeten Brüdern Frieden zu bringen?

Helen: Sie zu retten ist wichtig, da stimme ich Dir zu, aber es ist nicht meine Sache. Alles was ich zu tun habe ist es, die Rettung in meinem eigenen Geist anzunehmen, dann breitet sie sich automatisch durch den einen Geist aus, von dem ich ein Teil bin. So einfach ist das. Siehst Du?

Jesus: Aber unseren Brüdern fällt es schwer, die Dinge direkt auf dem Weg von Geist zu Geist zu empfangen. Sie sind zu sehr an die Sinne des Körpers gebunden. Sie können meine Stimme nicht so hören, wie du es kannst. Wenn ich ihnen eine Botschaft zukommen lassen will, muss ich sie ihnen über die Sinne senden. Durch einen Körper, den sie sehen können. Durch eine Stimme, die sie verstehen und der sie zuhören. Und, wenn ich das hinzufügen darf, ein Buch können sie lesen. Und was sie lesen, könnte Auswirkungen auf ihren Geist haben.

Helen: Ich stelle diese ganzen Schlussfolgerungen in Frage. Wieso sollen die Menschen unsere Hilfe brauchen? Eigentlich gibt es da draußen gar niemanden. Warum liegt Dir so viel daran, eine Situation zu berichtigen, die gar nicht existiert?

Jesus: Nicht nur sie benötigen deine Hilfe. Warte mal, überlege dir folgendes. Vielleicht hast du nach der Rettung gesucht und wusstest nicht, wo du suchen solltest. Wer auch immer dich um Hilfe bittet, kann dir zeigen, wo du suchen musst. Könntest du ein größeres Geschenk als das erhalten?

Helen: Aber anderen zu helfen bringt mir selbst nicht die Rettung. In Wirklichkeit ist das sogar ein Hindernis, sie zu empfangen, denn während ich da draußen die Verantwortung für die anderen übernehme, übersehe ich meine eigene Verantwortung: nämlich die Sühne für mich selbst anzunehmen.

Jesus: Helen, es ist alarmierend, wie die Lage in der Welt sich zunehmend verschlechtert. Menschen auf der ganzen Welt sind aufgerufen, zu helfen, und als Teil eines im Vorhinein arrangierten Planes steuert jeder seinen individuellen Beitrag bei. Ein Teil des Planes ist das Niederschreiben von Ein Kurs in Wundern, und ich erfülle in dieser Vereinbarung meinen Part ebenso wie du den deinigen erfüllen wirst. Du wirst Fähigkeiten einsetzen, die du vor langer Zeit entwickelt hast und die du eigentlich nicht wieder verwenden möchtest. Doch wegen der akuten Gefahr wird der in der Regel gemächliche, evolutionäre Vorgang durch etwas ersetzt, was man am besten als „himmlische Beschleunigung“ bezeichnen könnte.

Helen: Moment mal. Du sprichst von einem vorgefertigten Plan als Antwort auf eine akute Gefahrensituation? Du sagst, der Himmel beschleunigt seine Bemühungen, um der Welt bei einer Krise auf der Erde zu helfen? Das kann nicht Dein Ernst sein.

Jesus: Und weshalb nicht?

Helen: Naja, wenn man im Himmel wirklich sähe, dass es auf der Erde eine akute Gefahrensituation gibt, oder irgendein anderes Problem, und dann Pläne schmieden würde um das Problem zu lösen (vor allem vorgefertigte Pläne), und schließlich den himmlischen höchsten Gang (Deine „himmlische Beschleunigung“) einlegen würde, dann würde das die ganze Geschichte wirklich machen. Das kann aber nicht sein, denn es gibt kein Problem. Und der Himmel kann nichts von einem Problem wissen, das es nicht gibt. Es ist schon lange vorüber, und eigentlich hat es von vorne herein niemals existiert. Die nicht-dualistische Wirklichkeit würde niemals etwas so Winziges und Nicht-Existentes bemerken können wie eine Welt von Zeit und Raum, die gerettet werden muss. Deshalb, mein lieber Retter, kann es nun wirklich keine himmlische Beschleunigung geben.

Jesus: Woher hast Du denn dieses Zeug?

Helen: Aus Ein Kurs in Wundern.

Jesus: Aber den habe ich doch noch gar nicht geschrieben.

Helen: Und das wirst Du auch niemals.