09. Juni (160)↗

Was ist der Gegensatz zwischen "Angst" und dem Empfinden, zu Hause zu sein? Das scheint offensichtlich. Heute will ich das jedoch nicht nur verstehen, sondern erfahren. Gefühle des Ärgers, der Einsamkeit oder der Hilflosigkeit sind nicht nur einfach Gefühle, die auftauchen und wieder verschwinden. Es sind Formen der Angst. Alles, was nicht unbedingte Freude oder bedingungsloses Glück ist, bezeichnet der Kurs als Angst. Ego und Angst sind identisch. Denn was ich als unangenehm empfinde, ist die Identifikation mit diesen Gefühlen. Ich sage nicht, da ist dieses oder jenes Gefühl, sondern "Ich bin ärgerlich", "ich bin einsam" oder "ich bin hilflos".

Ich bin jedoch nicht das Ego. Ich bin nicht die wechselhaft auftauchenden und wieder verschwindenden Gefühle. Ich bin nicht die Gedanken, die die Gefühle hervorrufen. Aber ich identifiziere mich damit. Damit gebe ich das auf, was ich BIN und ersetze es durch die Angst. Ich lasse zu, das ein "Fremder" meinen Platz einnimmt und mich aus meinem angestammten Zuhause verdrängt. Und merke es noch nicht einmal.

In meinen heutigen Übungszeiten, den längeren und den kurzen stündlichen Zeiten des Innehaltens, stelle ich die Erfahrung der Angst und die Erfahrung des Zuhauseseins einander gegenüber. Ich stelle mir vor, ich sei tief in mir daheim, unabhängig von allen äußeren Erscheinungen und Ereignissen. Ich bin bei GOTT, er umgibt mich vollständig mit SEINER LIEBE. Es gibt mir ein Gefühl der unbedingten Sicherheit, der Gemeinsamkeit und Zugehörigkeit, der Anerkennung und der Geborgenheit. Ich fühle mich behaglich und in Frieden. Nun betrachte ich die Formen der Angst, die versuchen, den Frieden in diesem inneren Heim zu stören, die um Einlass kämpfen und an der Tür meines Geistes klopfen, aber nicht hinein können. Ich stelle fest, dass ich diesen Gefühlen Macht gebe, dass meine Ängste und Sorgen meine "natürliche" Reaktion auf die Ereignisse der Welt sind und mir vermitteln, getrennt von meinem Zuhause zu sein, getrennt von GOTT und getrennt von mir SELBST. Ich habe sie meinen Platz einnehmen lassen.

Nun stelle ich die Frage "Wer ist der Fremde?" (4:1), ist es die Angst in ihren vielfältigen Formen oder bin ich es? Was ist die Lüge und was ist die Wahrheit, wer ist zu Hause und wer ist außerhalb, ich oder das Ego, die Angst?

Ich höre auf SEINE Antwort, und sinke tief in meinen Geist, zu dem Platz, der mein Zuhause ist. Dort bin ich EINS mit meinem SCHÖPFER. Und immer, wenn die Gedanken abschweifen und die Konzentration abnimmt, wiederhole ich, was ich von IHM lernen will: "Ich bin daheim. Die Angst ist hier der Fremde" (Leitgedanke der Lektion).