Zwölf Wege zur Stille

Von Robert Perry

Die folgenden methodischen Zusammenfassungen und Zitate aus dem Kurs sind dem Artikel »12 Remedies for the Wandering Mind« von Robert Perry aus dem Newsletter A BETTER WAY No 19, July 1997, vom Circle of Atonement entnommen. Der Originalbeitrag ist mittlerweile in einer stark erweiterten Version auf den Seiten des Circles zu lesen.


Die meisten Religionen und spirituellen Systeme betonen die Wichtigkeit, den Geist zu kontrollieren, um einen Zustand der »Stille« zu erreichen. Der Kurs in Wundern steht voll in dieser Tradition.

Mit klaren Worten bringt er zum Ausdruck, dass ein undisziplinierter und untrainierter Geist

  • weder Glück, Freude noch Erlösung erreichen kann:

    »Du willst Erlösung. Du willst glücklich sein. Du willst Frieden. Das alles hast du jetzt nicht, weil dein Geist völlig undiszipliniert ist und du zwischen Freud und Leid, Lust und Schmerz, Liebe und Angst nicht unterscheiden kannst.« (Ü-I.20.2:3-6),

  • erhebliche Schwierigkeiten in der Meditation und der Erfahrung GOTTES hat:

    »Heute werden wir versuchen, dieses Licht zu erreichen. Zu diesem Zweck wollen wir eine Form der Übung anwenden, die schon zuvor empfohlen wurde .... Es ist eine besonders schwierige Form für den undisziplinierten Geist .... Sie erfordert genau das, woran es dem ungeschulten Geist mangelt. ... Die Form der Übung ... ist für den geschulten Geist die natürlichste und einfachste der Welt, ebenso wie sie für den ungeschulten Geist die unnatürliche und schwierigste zu sein scheint. ... Streng genommen ist das die Befreiung aus der Hölle. Doch mit den Augen des Ego wahrgenommen, ist es Identitätsverlust und ein Abstieg in die Hölle.« (Ü-I.44.3-6)

    Die angesprochene Übungsform ist weiter unten in diesem Artikel als dritte Methode beschrieben.

  • und seine Sichtweise kaum jemals in Frage stellen wird:
    »Dem ungeschulten Geist fällt es schwer zu glauben, dass das, was er bildhaft vor sich zu sehen scheint, nicht da ist.« (Ü-I.125.3:1).

Der Kurs weist eindeutig darauf hin, dass zu Beginn der Übungen der Geist einfach noch nicht in der Lage ist, still zu sein. Daher treten auch besondere Schwierigkeiten auf:

»Das wird schwierig sein, besonders am Anfang, weil Du ungeübt bist in der geistigen Disziplin, die dazu erforderlich ist.« (Ü-I.64.7:2)
»Anhaltende Konzentration ist zunächst sehr schwierig.« (Ü-I.39.9:3)

Das Übungsbuch bevorzugt daher zunächst kurze Perioden oder unterschiedliche Phasen:

»Häufige kürzere Übungszeiten haben im Augenblick ... Vorteile für dich.
In diesem Stadium ist es schwer, deinen Geist nicht abschweifen zu lassen, wenn er länger übt. Sicherlich ist dir das unterdessen klar geworden. Du hast gesehen, wie groß dein Mangel an geistiger Disziplin ist und wie sehr dein Geist der Schulung bedarf. Es ist nötig, dass du dessen gewahr wirst, denn in der Tat ist dies ein Hindernis für deinen Fortschritt.«
(Ü-I.95.5:1 und 4:4)

Die folgenden Methoden können dabei helfen, den Geist still werden zu lassen. Es sind Übungsanleitungen aus verschiedenen Übungen des Kurses.

1. Konzentration und Freihalten des Geistes von allen Störungen

»Wiederhole den heutigen Leitgedanken zu Beginn der Übungszeit ganz langsam. Unternimm danach keine Anstrengung, an irgend etwas zu denken. Versuche stattdessen, ein Gefühl der Hinwendung nach innen zu erlangen, vorbei an allen nichtigen Gedanken der Welt. Versuche, ganz tief in deinen Geist hineinzugehen und ihn von allen Gedanken freizuhalten, die deine Aufmerksamkeit ablenken könnten.« (Ü-I.41.6:3-6)

2. Die Stille ist dein natürlicher Zustand

»Lass keine nichtigen und törichten Gedanken ein, den heiligen Geist des GOTTESSOHNES zu stören.« (Ü-I.50.5:3)

3. Beobachte unbeteiligt alle Störungen und lasse sie los

»Versuche ..., dich in deinen Geist zu versenken und jede Art der Ablenkung oder Störung los zulassen, indem du dich an ihnen vorbei ruhig weiter versenkst. Dein Geist kann dabei nicht aufgehalten werden, es sei denn, du entscheidest dich dafür. Er schlägt lediglich seine natürliche Richtung ein. Versuche, deine vorbeiziehenden Gedanken ohne innere Beteiligung zu beobachten, und gleite ruhig an ihnen vorbei.« (Ü-I.44.7)

4. Wiederhole die erste Übungsphase

»Wenn Du feststellst, dass dein Geist abschweift ... dann öffne die Augen, wiederhole den ersten Teil der Übung, und gehe dann noch einmal an den zweiten Teil. Lass nicht zu, dass du dich über längere Zeit mit belanglosen Gedanken beschäftigst. Kehre so oft wie nötig zum ersten Teil der Übung zurück, um das zu verhindern.« (Ü-I.43.6:1-3)

5. Wiederhole den Leitgedanken des Tages

Dies ist wohl das hauptsächliche Hilfsmittel des Kurses.

»... und wiederhole den Leitgedanken bei dir, wenn dein Geist vom Kerngedanken abschweift.« (Ü-I.61.5:7)

»Möglicherweise empfindest du es als nötig, den heutigen Leitgedanken von Zeit zu Zeit zu wiederholen, um ihn an die Stelle ablenkender Gedanken zu setzen.« (Ü-I.67.4:1)

»Kommt Widerstand in irgendeiner Form auf, dann halte genügend lange inne, um den heutigen Gedanken zu wiederholen ...« (Ü-I.44.9:1)

6. Wiederhole die Idee und füge deinen Willen zum Erfolg an

»Sollte deine Aufmerksamkeit abschweifen, dann wiederhole den Gedanken und füge hinzu: Ich möchte mich daran erinnern, weil ich glücklich sein will.« (Ü-I.62.5:6-7)

7. Du willst die störenden Gedanken durch den Leitgedanken ersetzen

»Lass keinen nichtigen Gedanken unangefochten zu ... . Gerätst du in Versuchung, beeile dich, dein Freisein von Versuchung zu verkünden, indem du sagst:
Diesen Gedanken will ich nicht. Statt dessen wähle ich: ____.
Und wiederhole darauf den Gedanken für den Tag, und lass ihn den Platz dessen einnehmen, was du dachtest.«
(Ü-I.6.Wdh.Einl.5:2-6:4)

8. Wiederhole den Leitgedanken und füge weitere Gedanken hinzu

»Vielleicht stellst du auch fest, dass dies [die Wiederholung des Gedankens] nicht ausreicht und du fortfahren musst, weitere Gedanken hinzuzufügen, die sich auf die Wahrheit über dich beziehen.« (Ü-I.67.4:2)

9. Leere deinen Geist nach und nach von störenden Gedanken

»Schließe ... deine Augen, wiederhole den Gedanken nochmals bei dir, und beobachte sorgfältig deinen Geist, um jeglichen Gedanken zu erhaschen, der in ihm aufsteigt. Unternimm vorerst keinen Versuch, dich nur auf Gedanken zu konzentrieren, die sich auf den heutigen Leitgedanken beziehen. Versuche vielmehr, jeden störenden Gedanken, der aufkommt, aufzuspüren. Nimm jeden, so wie er dir einfällt, mit so wenig Beteiligung und Interesse wie möglich zur Kenntnis, und entlasse ihn, indem du dir sagst:
Dieser Gedanke ist Ausdruck eines Zieles, das mich davon abhält, meine einzige Funktion wahrzunehmen.«
(Ü-I.65.5:2-6)

10. Störende Gedanken haben keine Macht, wenn du ihnen keine gibst

»Sieh ein, dass solche Gedanken, welche Form auch immer sie annehmen mögen, bedeutungslos und machtlos sind.« (Ü-I.2.Wdh.Einl.4:2)

»Versuche, an formloses und unbegrenztes Licht zu denken, während du an den Gedanken dieser Welt vorübergehst. Und vergiss nicht, dass sie dich nicht an die Welt binden können, es sei denn, du gibst ihnen die Macht dazu.« (Ü.I.44.10:2-3)

»Es mag den Anschein haben, als beeinträchtigten die Ablenkungen des Ego dein Lernen, aber das Ego hat keine Macht, dich abzulenken, es sei denn, du gibst ihm die Macht dazu. Die Stimme des Ego ist eine Halluzination.« (T-8.I.2:1-2)

11. Die Macht deines Willens ist stärker als alle störenden Gedanken

»Eine Botschaft wartet auf dich. Sei zuversichtlich, dass du sie empfangen wirst. Denk daran, dass sie dir gehört und du sie willst.
Lass nicht zu, dass du in deinem Vorsatz schwankst angesichts ablenkender Gedanken. Sieh ein, dass solche Gedanken, welche Form auch immer sie annehmen mögen, bedeutungslos und machtlos sind. Ersetze sie durch deine Entschlossenheit, Erfolg zu haben. Vergiss nicht, dass dein Wille Macht hat über alle Phantasien und alle Träume. Vertraue ihm, dass er dir hindurch hilft und dich über sie alle hinaus trägt.
Sieh diese Übungszeiten als Hingabe an den Weg, die Wahrheit und das Leben an. Lehne es ab, dich von Umwegen, Illusionen und Todesgedanken ablenken zu lassen. Du hast dich der Erlösung geweiht. Sei täglich fest entschlossen, deine Funktion nicht unerfüllt zu lassen.«
(Ü-I.2.Wdh.Einl.3:2-5:4)

Die folgenden beiden Sätze eigen sich in diesem Zusammenhang gut, Störungen zu begegnen:

»Und doch, wie einfach wäre es zu sagen: ´Dies ist mein Zuhause. Hierher gehöre ich, und ich gehe nicht weg, nur weil ein Irrer sagt, ich müsse das.´« (Ü-I.160.2:3)

»Ich herrsche über meinen Geist, über den allein ich herrschen muss.« (Ü-II.236)

12. Abschweifende Gedanken sind ein Grund zu üben

»Lass nicht zu, dass du dich über längere Zeit mit belanglosen Gedanken beschäftigst. Kehre so oft wie nötig zum ersten Teil der Übung zurück, um das zu verhindern.« (Ü-I.43.6:2-3)

»Es ist möglich, dass du den Gedanken »Lass mich meine Funktion nicht vergessen« recht oft wiederholen musst, um dir zur Konzentration zu verhelfen.« (Ü-I.64.7:3)

»Wenn du fühlst, dass du in Rückzug abgleitest, dann wiederhole schnell den heutigen Leitgedanken, und versuch es noch einmal. Tu dies, sooft es nötig ist. Es liegt ein eindeutiger Gewinn darin, es abzulehnen, in den Rückzug zu flüchten, auch wenn du den Frieden nicht erfährst, den du suchst.« (Ü-I.74.6:3-5)

»Die Gewohnheit, dich auf GOTT und SEINE Schöpfungen einzulassen, kann leicht hergestellt werden, wenn du es aktiv ablehnst, deinen Geist abschweifen zu lassen. Das Problem ist nicht die Konzentration: Es ist die Überzeugung, daß niemand, du selber eingeschlossen, einer beständigen Bemühung wert bist. Verbünde dich beständig mit mir gegen diese Täuschung, und laß nicht zu, daß diese schäbige Überzeugung dich rückwärts zieht.« (T-4.IV.7:1-3)

Das Versprechen

Nach all diesen frühen Lektionen gibt uns der Kurs ein wundervolles Versprechen:

»Jetzt wird dein Üben beginnen, den Ernst der Liebe anzunehmen, um dir zu helfen, deinen Geist davon abzuhalten, von seinem Vorhaben abzuschweifen. Fürchte dich nicht, und sei nicht scheu. Es kann keinen Zweifel geben, dass du dein letztes Ziel erreichen wirst.« (Ü-I.153.20:1-3)

Erstellt: 28. August 1997