21. Januar (21)↗

Der gestrige Gedanke war unspezifisch und mehr eine Absichtserklärung bezogen auf das, was ich wirklich will. Heute wende ich den Gedanken auf konkrete Situationen an, die Ärger in irgendeiner Form hervorrufen. Denn wenn ich wirklich sehen will, dann heißt das, dass ich meine jetzige Wahrnehmung ändern will.

Dabei ist es wichtig, dass ich keine Abstufungen der Situationen in Bezug auf die Angst oder den Ärger mache. Eine Situation, die leichtes Unbehagen hervorruft, ist nicht unwichtiger als eine Situation, die blanken Horror auslöst. In dieser Lektion wird sogar gesagt, dass "ein leichter Verdruss nichts anderes ist als ein Schleier über einer heftigen Wut" (2.5). Bei aufmerksamer Beobachtung kann ich feststellen, dass das in der Tat so ist. Der Verdruss, das leichte Unbehagen, ist nur die Spitze des Eisberges, die "zivilisierte" Äußerung einer rasenden Wut, die sich tief darunter im Unbewussten verbirgt.

Es ist aber nicht das vordringliche Ziel dieser Lektion, Ursachenforschung zu betreiben. Heute will ich nur meine Absicht von gestern bekräftigen, dass ich sehen will. Und damit das keine leere Absichtserklärung bleibt, wende ich das auf die auftauchenden Situationen an.

Die Übungsstruktur wird gefestigt, denn der ungeschulte Geist kommt nicht ohne Struktur aus. Nachdem gestern zum ersten Mal eine Struktur über den ganzen Tag gelegt wurde, setzt sich das heute und bei den zukünftigen Lektionen fort.